Alleinerziehende und Ausländer sind übervertreten

Es gibt nicht den typischen Sozialhilfebezüger – dennoch steigt je nachdem das Risiko, finanziell abhängig zu werden.

Bruno Cais, Daniel Rohrer und Regula Walther wurden dem «Bund» von zwei Sozialdiensten sowie der Kampagne «verkehrt» vermittelt. Doch handelt es sich um «typische» Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger? Ein Blick in die Statistiken zeigt: Den typischen Bezüger gibt es nicht, sehr wohl aber gibt es Faktoren, welche das Sozialhilferisiko erhöhen.



Weitaus das grösste Risiko für Sozialhilfeabhängigkeit besteht für Alleinerziehende. Die Quote beträgt dort 30 Prozent – von zehn Alleinerziehenden werden im Kanton Bern also drei ganz oder teilweise von der Sozialhilfe unterstützt. Bei alleinerziehenden Müttern unter 25 Jahren ist die Quote nochmals massiv höher. Generell ist die Sozialhilfequote von Familien höher als die von kinderlosen Haushalten.

Auch Ausländer sind in der Sozialhilfe überproportional vertreten. Sie machen 43,4 Prozent der Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger aus, bilden aber nur 16 Prozent der bernischen Gesamtbevölkerung. Nicht einberechnet sind Asylsuchende und abgewiesene Asylbewerber. Anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene erscheinen erst nach fünf respektive sieben Jahre in der Statistik – vorher ist der Bund für die Finanzierung zuständig.



Knapp ein Drittel der Sozialhilfebeziehenden sind Kinder und Jugendliche. Von den Bezügerinnen und Bezügern im erwerbsfähigen Alter (15–64 Jahre) sind 29 Prozent bereits erwerbstätig, aber verdienen nicht genug, um ihren gesamten Bedarf zu decken. Weitere 36 Prozent gelten als temporär erwerbsunfähig. Es handelt sich um Kranke, Drogenabhängige, Alkoholiker und Leute, die etwa aufgrund Kleinkinder (<1 Jahr) derzeit keine Erwerbsarbeit aufnehmen können.

Stark überproportional vertreten sind zudem Personen ohne Berufsabschluss. Sie machen knapp die Hälfte der Bezügerinnen und Bezüger aus. Diese Gruppe hat es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer, weil viele Stellen für Niedrigqualifizierte ins Ausland verlagert wurden oder der Digitalisierung zum Opfer fielen.



Die Tabelle zeigt, wie das Geld des Grundbedarfs auf verschiedene Ausgabenbereiche aufgeteilt ist. Sie resultiert aus einer älteren Erhebung, bildet aber laut der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos) die individuelle Situation genauer ab als andere kursierende Tabellen. Die Bezügerinnen und Bezüger können den Grundbedarf frei einteilen. Der Grundbedarf entspricht den Ausgaben der 10 Prozent einkommensschwächsten Haushalte, abzüglich der Ausgaben dieser Haushalte für Luxus, wie etwa Auswärtsessen oder Schmuck.

Text: Fabian Christl, Dölf Barben Bilder: Adrian Moser Umsetzung: Carlo Senn, Christian Zellweger

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