von Martin Erdmann

Es tobt ein heisser Abstimmungskampf um das Polizeigesetz. Deshalb will die Berner Kantonspolizei nicht, dass ihre Mitarbeitenden in den Medien über ihren Beruf reden. Ihre Mitarbeiter sollen nicht dem Rampenlicht ausgesetzt und zu einem Gesicht der Debatte gemacht werden, heisst es bei der Medienstelle.

Nur über Umwege und in anonymisierter Form war es dem «Bund» möglich, einer Handvoll Polizisten Fragen zu ihrem Berufsalltag zu stellen. Die Antworten zeichnen ein Berufsbild mit brutalen Schattenseiten. «In den letzten Jahren haben Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber der Polizei zugenommen», schreibt ein Polizist. Gewalt gegen die Polizei löse gerade bei jungen Menschen einen «Kick» aus. «Jungs fühlen sich stolz, wenn sie auf einen Polizisten eingeprügelt haben.» Gerade während Demonstrationen komme es immer wieder zu Gewalt gegen die Polizei durch «jüngere Kriminelle». «Aus einer Menschenmenge kann man anonym angreifen und das Risiko, erwischt und identifiziert zu werden, ist klein.»

Falsches Bild wird vermittelt

Laut den befragten Polizisten gibt es immer mehr Einsätze, die psychisch belastend sind. Damit meinen sie nicht nur Angriffe auf ihre Person, sondern auch die Bewältigung von Ereignissen wie Suizid oder tödliche Unfälle. Dass auch solche Dinge zu ihrem Job gehörten, sei der Öffentlichkeit oftmals nicht bewusst. «Hollywood-Filme und Krimis vermitteln ein falsches Bild von der tatsächlichen Polizeiarbeit.» Ein Bild, das von Polizeikritikern zusätzlich verfälscht werde: Diese versuchten, die Polizei so hinzustellen, als würde sie alles und jeden überwachen. «Eine völlig absurde Darstellung, die bewusst für gesellschaftliche und politische Zwecke missbraucht wird.»

Leute, die ein solches Bild von der Polizei hätten, würden dabei eines gerne vergessen: «Wir retten tagtäglich Leben, helfen Opfern und sorgen für Sicherheit.» Gleichzeitig schliessen die Polizisten aber nicht aus, dass einmal etwas schiefgehen kann. «Sicher machen auch Polizisten Fehler, das ist menschlich.» Nur die Polizisten im Film hätten immer alles im Griff und lösten Fälle innerhalb einer Stunde.

Härtere Strafen gefordert

Johanna Bundi Ryser ist Präsidentin des Verbands Schweizerischer Polizeibeamter. Um gegen die steigende Gewalt gegen Polizisten anzukommen, sieht sie nur eine Lösung. «Unserer Meinung nach schafft man das nur mit schärferen Strafen mit Signalwirkung.» Denn durch die aktuelle Gesetzgebung seien Polizisten zu wenig vor Gewalt geschützt. Deshalb unterstützt sie eine parlamentarische Initiative, die bei Gewalt gegen Behörden und Beamte mindestens drei Tage Haft fordert.