Die Expansion
ist einmal mehr gescheitert

Viele zugekaufte Filialen musste Loeb bereits wieder schliessen

Es war ein überraschender Schritt, als die Loeb-Gruppe im Herbst 2013 eine Grossexpansion ankündigte. Überraschend deshalb, weil der Berner Detailhändler die Ausdehnung gemächlich angehen wollte, nachdem er in den Nullerjahren mit seiner damaligen Expansionsstrategie gescheitert war. Kleine Warenhäuser etwa im freiburgischen Avry wurden 2009 geschlossen, die Anteile am Modehaus Bayard Wartmann verkauft.

Und dann übernahm Loeb 2013 plötzlich 9 Niederlassungen der Aarauer Modekette Scooter Fashion und baute so das Filialnetz – ohne die 3 verbliebenen, grossen Warenhäuser – von 6 auf 15 Standorte aus. Bei Loeb erwartete man von den neuen Niederlassungen einen zusätzlichen Umsatz von rund 10 Millionen Franken – eine Umsatzsteigerung um 10 Prozent. Einige Standorte wurden zu Maggs-Filialen, hippen Modeläden, wie Loeb einen am Bubenbergplatz beim Bahnhof Bern betreibt. Andere wurden zu Markenläden, wie die Street-One-Filiale in Basel. Überlebt haben die letzten vier Jahre längst nicht alle.

Von den einst 15 Modeläden der Loeb-Gruppe sind heute nur noch 9 übrig. Vor wenigen Tagen schlossen der Tommy-Hilfiger-Laden in Zug und die Maggs-Filiale in Fribourg. Schon seit 2016 zu sind die Standorte im Shoppyland und im Ryffligässchen in Bern.

Von den einst 15 Modeläden der Loeb-Gruppe sind heute nur noch 9 übrig.

Ist die Expansionsstrategie, die laut Loeb-Chefin Nicole Loeb rund 5 Millionen Franken gekostet hat, erneut gescheitert? Die Situation heute sei nicht eins zu eins mit den Nullerjahren zu vergleichen, sagt Loeb. Damals habe man das Warenhaus-Konzept auf kleinen Flächen umzusetzen versucht. Heute seien die kleineren Läden klarer fokussiert und keine Mini-Warenhäuser. Den aktuellen Abbau beim Filialnetz will Loeb denn auch nicht als strategisches Umdenken verstanden haben. Jeder Standort habe letztlich andere Probleme gehabt. Am einen Ort war es die Konkurrenzsituation, am anderen fehlten die Laufkunden. Für Loeb ist klar: «Wir müssen neue Konzepte ausprobieren; wenn sie nicht funktionieren, müssen wir sie wieder aufgeben.» Wenn man die Konkurrenten anschaue, mache das derzeit jeder; alle seien am Aufbauen, Umbauen, Abbauen.

Dass der Zukauf der Scooter-Standorte nicht zum erwarteten Erfolg wurde, erklärt Loeb vor allem mit dem Frankenschock. Im Herbst 2013 habe niemand kommen sehen, dass die Notenbank den Euromindestkurs von 1.20 Franken gut ein Jahr später aufgeben werde. Deshalb bezeichnet Loeb die Scooter-Akquisition auch nicht als Fehler: «Wenn wir damals gewusst hätten, was passiert, hätten wir womöglich anders entschieden. Aber aus damaliger Perspektive war der Entscheid richtig.» Die Berner haben 2013 bewusst nicht alle Scooter-Standorte übernommen, sondern nur jene mit Potenzial, wie Loeb-Manager Ronald Christen damals sagte. Nicole Loeb hält fest, ein unternehmerisches Restrisiko bestehe immer.

An den meisten neuen Standorten habe sich der Umsatz über die Zeit zwar verbessert, sagt Loeb. Aber nicht in dem Ausmass, dass die Filiale innert 4 bis 5 Jahren auf einen grünen Zweig gekommen wäre. «Möglicherweise hatten wir beim Ausbau das Gefühl, dass alles etwas schneller geht.» Sie habe gelernt, dass neue Konzepte wie Maggs Zeit brauchten, um sich zu etablieren. Diese Zeit habe man aber manchmal nicht. In den Maggs-Läden gibt es neben Mode auch Kosmetika, Wohnaccessoires und Kunst. Vom Konzept, das 2013 lanciert und rasch zum grossen Hoffnungsträger wurde, ist Loeb weiterhin überzeugt. «Das Konzept funktioniert; aber es funktioniert nicht überall.» In Zürich sei wohl die Konkurrenz einfach zu stark gewesen, darum habe man den Maggs- in einen Eva-Kyburz-Laden umgewandelt; in Bern und Aarau dagegen laufe Maggs gut.

«Wir müssen neue Konzepte ausprobieren; wenn sie nicht funktionieren, müssen wir sie wieder aufgeben.» – Nicole Loeb

Und nun? Ist die 2013 angekündigte «sanfte Expansion» vom Tisch? Im Moment stehe die Expansion nicht im Fokus, sagt Loeb. «Als KMU sind unsere personellen Ressourcen begrenzt: Unsere Projektteams sind derzeit mit dem Umbau der Warenhäuser absorbiert.» Wie in den Nullerjahren besinnt sich Loeb auch heute zurück auf das, was das Unternehmen einst gross gemacht hat: das Warenhaus. Gleich nach der Sanierung des Haupthauses in Bern (siehe Text oben) wird der Ableger in Thun umgebaut werden. Nicole Loeb schliesst aber nicht aus, dass die Gruppe in Zukunft wieder wachsen wird, «wenn sich Gelegenheiten ergeben».

© Tamedia