Sophie Reinhardt
In den sogenannten Paradise Papers tauchten auch Bewohner Gstaads auf: der im Oktober 2016 verstorbene Pharmamilliardär Curt Engelhorn und seine noch im Gstaader Chalet Souleiadou beheimatete Frau Heidemarie. Heidi Engelhorn, wie sie sich nennt, zählt bis heute zu den reichsten Bürgerinnen der Schweiz. Die «Bilanz» schätzt ihr Vermögen auf bis zu 3,5 Milliarden Franken. Engelhorns waren in das grösste Steuerverfahren der Geschichte Deutschlands verwickelt. 145 Millionen Euro mussten Curt Engelhorns Töchter aus dritter Ehe dem deutschen Fiskus nachzahlen, denn die Steuerbehörden fanden Briefkastenfirmen und Trusts, aus denen Geld an die Töchter floss, das nie versteuert wurde.

Die Paradise Papers zeigen nun, dass der Familie Engelhorn noch Dutzende Gesellschaften zuzuordnen sind, von denen die deutschen Ermittlungsbehörden nichts wussten. Curt Engelhorn, in Saanen pauschalbesteuert, stehe mit mindestens 82 Trusts, Stiftungen oder Briefkastenfirmen in sieben Steueroasen in Verbindung, berichtete die «Süddeutsche Zeitung».

Gerne hätte der «Bund» Einsicht in die Vermögenswerte der Familie erhalten. Engelhorns versuchten mit allen Mitteln, ihr Vermögen nicht offenlegen zu müssen. Bis an das Bundesgericht gingen sie mit dem Anliegen, ihre Steuerdaten gegenüber der Berner SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen nicht offenlegen zu müssen. Im September bestätigte das Gericht: Steuerdaten des Kantons Bern waren bis 2015 öffentlich. Das Urteil ändert aber nichts an der Praxis der Behörde in Saanen. Auf Anfrage des «Bund» gibt sie keine Einsicht in Engelhorns Steuerausweis des Jahres 2015. Sie verweist auf das Berner Steuergesetz: Dieses verlange nach einem «wirtschaftlichen Interesse», das der «Bund» nicht nachweisen könne. Dass es laut Bundesgericht ein öffentliches Interesse an einer gewissen Transparenz über Steuerverhältnisse gebe, ändere nichts.